34. Marina Z’abricots (noch immer)

Marina Etang Z’abricots, Fort de France, Martinique (Foto: André)
Rauchen aufhören

Hab ich mir schon seit letztem Jahr vorgenommen (und möglichweise sogar hier drüber geschrieben?). Muss jetzt aber wirklich sein. (Textteile fehlen!) Hat nicht geklappt.
Gestern früh Öl und Wasser im Motor kontrolliert (ca. halbe Tasse Diesel in der Motorbilge, hab ich gelassen). Verlorene Latte im Großsegel: war nicht zu flicken, Lattentasche ist ausgerissen, muss zum Segelmacher. Wasser gebunkert. Vorräte gestaut. Ab neun wird es schon wieder heiß, Zeit für Lesepause. Noch zu machen: Schäkel fetten (die rosten beim Zusehen) und große Flamme am Herd reparieren. Heute Nachmittag Abfahrt nach St. Vincent (18h, über Nacht).

Selbstgespräche …

… angefangen hab ich schon bei der Ausfahrt aus Le Marin, wenige Minuten, nachdem ich wieder alleine auf dem Schiff war. Scheint (mir) ein Bedürfnis zu sein. Und kleine Liedchen gedichtet. – Kostprobe? – Hier:

»Pin-Pin, the Guin,
you’re such a nice guy,
as you’ve got no beak
you will never lie.«

(Über den seit Urzeiten schnabellosen Pinguin, der am Steuerrad eingepiekt ist. – Lügen, Intrigen, Hinterhältigkeiten sind derzeit meine Themen.) Auch die Stimme vom Navi »In einem Kilometer den Kreisverkehr an der zweiten Ausfahrt verlassen auf? … eN-Eins.« kommt mir immer vertrauter vor. Und richtig: am Ende der Straße duzen wir uns bereits: »Den Rest der Strecke musst du zu Fuß gehen.« (Montagne Pelée (4km), Saut Gendarme (50m)).

Bücher aus der Tauschkiste vor dem Marinaklo: Robert Ludlum: La Vengeance dans la peau (Übers., Orig.: The Bourne Ultimatum). Unsäglich. Erzählt alles über meterlange Dialoge in vielzeiligen Blöcken. Alle Hintergründe, alle Vorgeschichten, alles. Langatmig und hölzern. ABER: Weltbestseller. Und: drei große Hollywood-Produktionen mit Matt Damon. Einsicht: das Klappentextzitat »Der (Erfolgs-)Autor auf der Höhe seines Könnens« muss gar nicht zwingend als Lob gemeint sein; es kann ebenso gut bedeuten: Das Buch ist mies, aber besser kriegt es der Typ einfach nicht hin! Abgebrochen, wieder zurück in die Kiste gelegt.

Vorgestern abend, nach blue-working, der Chandlery und drei Boathitchhikern aufm Klo („Habt ihr schon Marlene und Gustave kennengelernt?“ – „Klar, die treffen wir gleich wieder!“), die bereitwillig die Einkaufstasche mit Gustaves Sachen und Lebensmitteln in Verwahrung genommen haben, in der Strandbar Indigo den Aperitiv genommen (2mal ti Rhum, hat diesmal aber 6€ gekostet!) und beim Italiener gegessen (Tunfischtartar, Lasagne Bolognese). Lecker, aber nicht weltbewegend.

St. Anne


Und auf der Straße nach St. Anne am vorher ausgekundschafteten Waldweg im Auto übernachtet. Spaltlos geschlossene Scheiben (Moskitos!) lassen mich schwitzen wie ein Schwein, erst nackt ausgezogen, dann um 00:30h entnervt doch die Scheiben einen Tick heruntergefahren, um wenigstens ein wenig Brise ins Fahrzeug zu bekommen. Nicht gut geschlafen. Frühstück am Strand Les Salines, morgens um sieben das erste Bad.

Les Salines

Kaffee gabs keinen, die Strandrestaurants hatten noch nicht offen. Gabs aber an der Tanke in Vauclin. Der Südosten Martiniques ist trocken, fruchtbar, hügelig und voller Bananen- und Zuckerrohrfelder. Le François, eher gesichtslos. Fast (wieder) nach La Trinité hoch, um die Wanderung durch das Naturschutzgebiet (Réserve Naturelle) zu machen. Zwei Fehler: Erstens ist es Mittag, die Zeit der größten Hitze; zweitens macht so gut wie jeder Tourist diesen Spaziergang, matt, gerötet und verschwitzt kommen sie mir in Horden entgegen. Tropischer Trockenwald (wusste gar nicht, dass es den gibt), undurchdringliches, stacheliges Buschwerk zwischen Bäumen. Der Weg zum Leuchtturm auf der Presqu’île de la Caravelle ist kurz (30‘), eben und sogar teilweise im Schatten. Und sehr ergiebig. Vom 360°-Ausichtspunkt wenige Meter neben dem Leuchtfeuer aus sieht man a) nach Süden, Vauclin, François, Robert mit den jeweils vorgelagerten grünen Landzungen; b) nach Norden Trinité, Basse-Point, mehrere Kaps und (bei guter Sicht) bis hinüber nach Domenika (war aber nicht); c) nach Osten hinab auf Wetter- und Tsunamiwarnstation an diesem östlichsten Punkt der Insel und d), nach Westen, selbstverständlich ganz Martinique).

Süden

Osten

Außerdem gibt es einen Unterstand für hübsche, verschwitzte oder erschöpfte WanderInnen. Sehr lohnend. Den kompletten Rundweg (3,5h) hab ich mir gespart. Stattdessen an den ersten Strand auf dem Rückweg, bilderbuchmäßig: Brandung, Surfer, Palmen, Süßwasserdusche.

Und prompt eingeschlafen: bis 17:00. Dann aber hurtig: rasch gebadet, abgeduscht, zurückgepest und beim Carrefour notfallmäßig letzte Vorräte (Gemüse, Brot, Tomatensoße, Cookies und Schokolade, Hafermilch) und Picknickbedarf (Pasteten, Käse, Brot) erstanden: André wartet bereits in der Marina auf mich. Picknick am Hafen. Sah bestimmt lecker aus, jedenfalls äußern sich die Passanten entsprechend. War auch Wein dabei. Später fängt es an zu regnen, André muss sich einen Schlafplatz suchen, ich geh aufs Boot. Hab ich schon erwähnt, dass ich halsstarrig sein kann? – Hat aber auch Nachteile (s.u.)

Wieder was gelernt  … (über kulturelle Unterschiede)

… nämlich: dass in Martinique Leihwagen saubergemacht zurückgegeben werden. Das ging so: Vorgestern (Gründonnerstag, 06.04.) morgens das Auto ausgeräumt, Tanken gefahren (die Spritanzeige war gar nicht kaputt, wie man mir versichert hatte, weil sie nur ¾ angezeigt hatte), schon um 9:15 (statt 10:00) an der Verleihfirma gewesen. Großes Palaver, weil ich moniert habe, dass der Wagen nicht vollgetankt gewesen sei bei Übernahme. Kann gar nicht sein etc. Mit Mühe einen Zehner rausgeschlagen (getankt für 38 €). Dann Autoübergabe: So gehe das gar nicht, da sei Sand im Innenraum. Na und? Martinique ist eine Insel, da gibt es unzählige Sandstrände; dass Spuren davon auch im Auto landen, müsste doch völlig normal sein. Nein, ich müsse den Wagen staubsaugen, sonst könne die Kaution nicht vollständig zurückbezahlt werden. Fassungslosigkeit meinerseits. Wenn ich die Länder aufzählte, in denen ich schon Mietwagen genommen habe, würde diese Zeile so lang wie einer von R. Ludlums Dialogen … War aber kein Übereinkommen zu erzielen. Wurde der Mitarbeiter beigeholt, der mir das Auto übergeben hatte. Schaut sich die Sandkörner an und findet den Zustand „dégueulasse“ (widderlisch). So würde das Auto nicht zurückgenommen, 20 € seien für die zusätzlich Reinigung fällig. Ich denk, ich steh im Wald. Bin ich stur geworden. Lange gewartet, mit der Polizei gedroht, die deutsche Botschaft angerufen („diese Nummer ist zurzeit nicht vergeben“), schließlich zum Hafenmeister (die Marina Z’abricot liegt genau gegenüber): „Ich brauche Ihre Hilfe.“ Versichert der mir lachend, dass es tatsächlich stimme: Hier sei es üblich, sein Mietauto gesäubert zurückzugeben. Kleinlaut mit Hut zurück zum Vermieter getapert, mich entschuldigt, Wagen zur Tanke gefahren und gesaugt, zurückgebracht und volle Kaution zurückbekommen. »Désolé.« – »Pas de soucis!«

Dashcam: Zufahrt zur Reserve naturelle Presqu’Île des la Caravelle
Hilfe, mein Arsch geht flöten!

Im großen Spiegel der Marinatoiletten kann ich beim Abtrocknen nach der Dusche meinen Rücken bis zu den Knien sehen. Oha, mein Hintern scheint geschrumpft zu sein, da hängen zwei dicke Falten unter den Backen. Außerdem schuppt sich die trockene Haut dort und juckt (Sitzfleisch? Hornhaut?). Jedenfalls nicht schön, so ein Altherren-Po. Muss ich Creme auftragen. Meine rechte Schulter tut es auch nicht mehr so richtig. Als ich bei Caravelle ein paar Züge Delphin schwimmen wollte, bekam ich den Arm nicht aus dem Wasser. Alptraum: Ich werde nie wieder Badminton spielen können (Thomas aus der Truppe hatte mir gestern einen Kommentar auf den Blog geschrieben.) Kein schöner Gedanke. Gestern noch einmal mit André getrunken. Aber Einigung ist keine zu erzielen. Er sieht es einfach nicht ein, dass jemand für die entstandenen Kosten aufkommen muss. Und dass ich dieser jemand nicht sein will (es geht um 30 €). Das jedenfalls haben Gustave, Marlene und Alba klaglos getan: ihre Anteile an den Fahrtkosten abgedrückt. 

Traumsegeln

Frohe Ostern übrigens!

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